Der Abriss von Gebäuden in Europa ist ein oft übersehenes, aber bedeutendes Problem, das sowohl die Umwelt als auch die Wohnsituation vieler Menschen betrifft. Laut dem Artikel von Marius Münstermann auf der Plattform Correctiv wird in Europa jede Minute ein Gebäude abgerissen, was gravierende Auswirkungen auf das Klima und die Gesellschaft hat. Der Abriss von Gebäuden wird politisch nicht ausreichend beachtet, und es fehlen offizielle Daten auf EU-Ebene über die Anzahl der abgerissenen Gebäude. Dies führt dazu, dass die tatsächlichen Folgen dieser Praktiken oft nicht ausreichend verstanden werden.
Die EU-Kommission berichtet, dass der Gebäudesektor für 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich ist, die durch Bau, Nutzung, Renovierung und Abriss entstehen. In Deutschland werden jährlich durch Abriss und Neubau etwa 3,3 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Experten wie Ciarán Cuffe, Ko-Vorsitzender der Grünen im EU-Parlament, fordern dringend bessere Daten und eine Abkehr von der Abrisspolitik hin zu Renovierungen. Derzeit sind drei Viertel der Gebäude in Europa nicht energieeffizient, und die jährliche Renovierungsrate liegt lediglich bei einem Prozent, was als unzureichend gilt.
Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 35 Millionen Gebäude energetisch zu sanieren. Diese „Renovierungswelle“ soll dazu beitragen, die Energieeffizienz zu verbessern und die Klimaziele der EU zu erreichen. Allerdings wird festgestellt, dass viele bestehende Gebäude abgerissen werden, anstatt sie zu renovieren. Dies führt oft dazu, dass Menschen mit niedrigem Einkommen ihre Wohnungen verlieren und die Mietpreise steigen. Eine Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Handwerksbetriebe in Deutschland Renovierungen Neubauten vorziehen, was darauf hinweist, dass es auch wirtschaftlich sinnvoller ist, bestehende Gebäude zu erhalten und zu renovieren.
Die Initiative HouseEurope! hat konkrete Forderungen formuliert, um mehr Renovierungen und weniger Abriss zu fördern. Dazu gehören Steuerermäßigungen für Materialien und Arbeitskräfte, die an Renovierungen beteiligt sind, sowie die Umleitung von Fördergeldern, die derzeit in Neubauten fließen, hin zu Renovierungen. Außerdem wird gefordert, ein Preisschild für die „graue Energie“ einzuführen, die in bestehenden Gebäuden gebunden ist. Das bedeutet, dass die beim Abriss eines Gebäudes verlorene Energie und die damit verbundenen CO2-Emissionen einen finanziellen Wert erhalten sollten.
Zusammen mit den Bürgern sammelt CORRECTIV Informationen über abgerissene Gebäude in ihrem Projekt „Demolition Atlas Europe“. In Deutschland wurden zuletzt 12.600 abgerissene Gebäude gemeldet, was zu einem Verlust von 16.500 Wohnungen führte. Die genauen Gründe für den Abriss und die Standorte der abgerissenen Gebäude sind oft nicht transparent, was die Notwendigkeit einer umfassenden Datenerfassung unterstreicht. Der Artikel von Münstermann stellt fest, dass während einige von der Abrisspolitik profitieren, die Allgemeinheit die Kosten in Form steigender Mieten und einer verschlechterten Wohnsituation trägt.
Zusammenfassend zeigt der Artikel auf, dass der Abriss von Gebäuden in Europa eine dringende Herausforderung ist, die nachhaltige Lösungen erfordert. Der Fokus sollte auf Renovierungen und der Erhaltung bestehender Gebäude liegen, um die Klimaziele zu erreichen und die Wohnsituation vieler Menschen zu verbessern. Es besteht ein klarer Bedarf an politischen Maßnahmen, besseren Daten und einer stärkeren Sensibilisierung für die Folgen des Abrisses von Gebäuden.
